CD-Kritik

Häxcellent

Nicht nur der Name der Band ist - für die heutige Zeit - ungewöhnlich. Nein, die fünf Herren frönen einer Stilistik, deren Namen so manch junger Mensch nicht mal mehr kennen wird : Artrock. Diese Spielart der Rockmusik gilt im Allgemeinen als intellektuell und sehr kopflastig. Artrock ist sehr stark von klassischer Musik beeinflußt. Die hohe zeit des Artrocks waren die Siebziger mit Bands wie Gentle Giant, Yes aber auch den frühen Genesis. So zeichnet sich die Musik von HäxCel ebenfalls durch solche Einflüsse aus. Die Stücke sind geprägt von einem Mix aus (Hard)-Rock und Klassik. Die Band interpretiert aber auch klassische Werke, wie Bachs Fuge Nr. 1 aus dem Wohltemperierten Klavier und die Nußknacker Suite von Tschaikowski. Letztere in einer witzigen Rock n´ Roll Version à la “ich weiss nicht mehr wie die Band aus den Sechzugern hieß”. Die Kompositionen und Arrangements sind teilweise sehr komplex und zeigen ein hohes musikalisches Können aller Beteiligten. Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Band ist der häufige Einsatz der Querflöte, der Erinnerungen an - na, jetzt weiß jeder, was kommt - Jethro Tull wach werden läßt. Trotz der Verspieltheit und der klassischen Einflüsse ist der Sound der Band zeitgemäß mit dem nötigen Brett auf der Leitung. Die Kompositionen wissen zu gefallen und unterscheiden sich erfreulich von dem täglichen Einheitsbrei. Die Band spielt die Musik, die ihr gefällt und das macht sie mit Überzeugung. Vielleicht ist gerade die musikalische Nische des Artrocks eine Möglichkeit für einen kommerziellen Erfolg, denn solch eine außergewöhnliche Musik in dieser Qualität gab es lange nicht mehr zu hören.

Zwei kleine Wermutstropfen für einen alten Keyboardrecken wie mich gibt es aber doch : erstens ist der Spinettsound manchmal sehr “spitz” und bretzelt deshalb unangenehm im Ohr. Zweitens bedarf die Orgel einer gewissen “Dreckigkeit”. Trotz aller klassischen Passagen würde eine Hammond à la Jon Lord mit Fauchen und Britzeln dem Gesamtsound Gutes tun.

Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß die vorliegende CD absolut gelungen ist. Gerade die jungen Zuhörer sollten mal ein Ohr nehmen.

( Edu “Enthemmungsorgler” Wahlmann in “Rocknews”)

 

zurück